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  • Lynn Blattmann

Bitte Krankheit unterbrechen

Krankenkasse verlangt Absetzung eines teuren Medikaments

Wer wie ich seit über 50 Jahren an Migräne leidet, weiss ein vorbeugendes Medikament zu schätzen, das die Zahl der Anfälle drastisch verringert. Früher hatte ich mehr als 12 Migräneattacken pro Monat, heute noch zwei bis vier leichte Anflüge. Seit fast vier Jahren darf ich mir monatlich mein Wundermittel spritzen, das diese Reduktion möglich macht: Aimovig. Ich habe hier darüber geschrieben.

Seither bin ich wie neugeboren.

Leider ist die Wunderspritze namens Aimovig sehr teuer. Der aktuelle Apothekenpreis beträgt CHF 517.60 für eine Monatsdosis. Wie bei allen Medikamenten ist es unklar, wie der hohe Preis genau zu Stande kommt. Aimovig wird laut meinen Internetrecherchen aus den Ovarien chinesischer Hamster gewonnen, ich konnte natürlich nicht eruieren, was so ein Hamster in China kostet und wie sich die Kosten für Novartis genau zusammensetzen.


Wegen des hohen Preises zahlt die Krankenkasse das Mittel nur ungern. Ich musste einen Antrag auf Kostengutsprache stellen, dem nur stattgegeben wurde, weil meine Ärzte die Anwendung bei mir als indiziert ansahen. Ich wurde dazu verpflichtet, akribisch über meine Migräne Tagebuch zu führen und das Tagebuch regelmässig an den Arzt zu senden.

Ich fand das fair und richtig und habe seither jedes noch so kleine Anfällchen auch pflichtbewusst gemeldet.

Vor etwa einem Jahr glaubte ich, dass meine hormonelle Umstellung der Wechseljahre abgeschlossen sei und weil man ja keine unnötigen Medikamente schlucken soll, setzte ich in Absprache mit meiner Frauenärztin meine vorher langjährig geschluckte Hormonpille ab. Von diesem Moment an war die Hölle los. Meine Migräne war wieder dermassen stark und häufig wie vor Aimovig. Ich hielt einige Wochen durch, in der Hoffnung, dass sich das alles einpendeln würde, entschied mich dann aber wieder für eine etwas leichtere Hormonpille, worauf die Migränehäufigkeit fast augenblicklich wieder auf das vorherige Niveau mit Naramig zurücksank.

Was ich daraus lerne: Als Migräneprofilaxe brauche ich die regelmässigen Hormone ebenso wie Aimovig, wenn ich dazu noch auf regelmässiges Essen, guten Schlaf und viel Bewegung achte, dann plagt mich die Krankheit nur noch selten.


Kasse verlangt Absetzung von Aimovig

Kurz vor Weihnachten kam nun der Hammer. Die Krankenkasse liess mich wissen, dass sie ab sofort nicht mehr für Aimovig bezahle. Sie erwarte von mir, dass ich das Medikament 6 Monate lang absetze und dann mein Migränetagebuch erneut einreiche für eine Prüfung einer allfällig neuen Kostengutsprache.

6 Monate ohne Aimovig. Das bedeutet bei 12 monatlichen Anfällen 6x12 Anfälle bis zu einer erneuten Überprüfung der Kostengutsprache, das sind also 72 (zweiundsiebzig) verlorene Lebenstage mit Übelkeit, heftigen Schmerzen und Arbeitsunfähigkeit. Das sind zweiundsiebzig lange Tage allein im abgedunkelten Zimmer. Das ist eine weitaus härtere Strafe als eine halbjährige unbedingte Gefängnisstrafe.

Im Moment wirkt das Aimovig bei mir noch, da ich Anfangs Januar vom Entscheid der Krankenkasse noch nichts wusste und ein Aimovig bezogen habe, das ich jetzt natürlich selbst bezahlen muss.


Dilemma

Aber spätestens in zwei Wochen stellt sich die Frage was zu tun ist. Zum Glück habe ich noch ein Jahresrezept vom November, ich kann also das Rezept auf eigene Kosten beziehen und so die Anfälle vermeiden. Aber wenn ich dann nach sechsmonatigem Selbstbezahlen einen erneuten Antrag stelle, wird diesem wohl eher nicht stattgegeben, weil ich zu wenige Anfälle hatte.

Das bedeutet also, ich muss absetzen und die 72 völlig unnötigen Anfälle durchleiden.

Fair ist das nicht.



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